Gemeinsam setzten wir ein starkes Zeichen mit dem roten Boot auf dem Pragser Wildsee. Wir stehen zusammen, um Betroffenen zu zeigen, dass sie nicht allein sind.
Lass uns das Schweigen brechen und Gewalt gegen Frauen entschlossen entgegentreten.
"ZUM NACHDENKEN"
Text: Franziska Patzleiner
Schweigend - treibt das Boot in die Unendlichkeit der Weite.
Schweigend - fragte ich mich, wer sie befreite.
Schweigend - treibt das Boot in die Unendlichkeit der Weite,
die für sie Einsamkeit bedeutet,
tagelang in ihrem Haus.
Sie hält es einfach nicht mehr aus.
Sie traf ihn,
da war's um sie geschehen,
sie wollte nur mehr in seine Nähe und nicht mehr gehen.
Von Anfang an war es für sie Glück, ihn kennen zu lernen,
Gemeinsam lachten sie und griffen nach den Sternen.
Sie zog nach zwei Wochen Beziehung in sein Haus,
Kontakte zu Freunden blieben aus,
weil er ihr das Wichtigste war.
Sie war nur mehr ihm nah.
Schweigend - treibt das Boot in die Unendlichkeit der Weite,
Schweigend - saß sie vor ihm, als er das erste Mal schreite.
Wie sie war, gefiel ihm nicht.
Wie sie sein sollte, konnte sie nicht.
Sie selbst macht sich kleiner als sie eigentlich ist
und sie vergisst, wer sie ist.
Was sie gerne macht,
worüber sie lacht,
was sie gerne isst,
welche Stärken sie hat,
weil nur er für sie wichtig ist.
Sie versucht ihm alles recht zu machen,
doch sie schafft es nicht
und es dauerte kein halbes Jahr, da schlug er sie das erste Mal.
Blut lief über ihr einst zärtliches Gesicht.
Der Versuch sich zu ändern, geht so lange
bis sie innerlich zerbricht.
Schweigend - neigt das Boot
sich das erste Mal zur Seite.
Schweigend - saß sie vor ihm und weinte.
Sie war einsam und es war niemand da,
der ihr zu Hilfe eilte,
denn schweigend - trieb das Boot in die Unendlichkeit der Weite.
Schweigend und ohnmächtig
sucht sie den Fehler bei ihr.
Sie konnte so viele finden.
Sie musste sich nicht lange überwinden,
sich bei ihm zu entschuldigen.
Er sieht klar,
wie abhängig sie von ihm ist,
dass sie nichts sagt, nichts hinterfragt,
dass sie hinnimmt.
Er sieht, dass sie vor Liebe blind ist.
Ein paar Tage später, ihr schon wieder das Blut über das Gesicht rinnt.
Noch bleibt sie gerne tagelang Zuhause,
damit niemand sieht was er mit ihr macht.
Hat sie doch gerade noch mit ihm gelacht.
Sie vergibt ihm,
ihr selbst leider nicht
und das führt dazu, dass sie sich immer mehr selbst vergisst
und am Ende ihr ganzes Glück nur mehr daran misst,
wenn er liebevoll zu ihr ist.
Es gibt die Tage,
keine Frage,
sie schweben auf Wolke sieben,
doch es gibt auch die Tage, da fragt sie sich:
Kann Liebe den Hass in ihm besiegen?
Wo ist der Punkt, wo Gewalt beginnt?
Ist er doch hier schon längst überschritten,
doch sie ist irgendwie hineingeglitten, findet von selbst nicht mehr raus.
Den Respekt vor ihr hat er längst verloren.
Blaue Flecken zeichnen ihren Körper von unten nach oben.
Schweigend - neigt das rote Boot
in der Unendlichkeit und Weite.
Es befindet sich auf offener See, in Not.
Niemand eilt zu Hilfe,
weil er sie belog
mit: “Andere brauchen wir nicht,
komm schau in mein Gesicht,
wir brauchen nur uns, weil wir uns lieben.”
Schweigend - treibt das Boot in die Unendlichkeit der Weite,
sich von einer Seite zur anderen Seite
bis sie irgendwann einfach sprang
und schwamm. Und schon nach kurzer Zeit
kam sie an, am Hafen der Sicherheit.
Sie war es, die sich zum Schluss selbst befreite.
Der Punkt wo Gewalt beginnt?
Laut mir ist es das Sinnbild, wie das Boot in die Unendlichkeit der Weite treibt.
Unendlichkeit der Weite - Sinnbild dafür, kein Soziales Umfeld zu haben, dass einen trägt. Eines, wo man sich fallen lassen kann!